Jetzt gilt's! Mit März habe ich mein eigenes Unternehmen gegründet. Diese Gründung ist der bislang mutigste und spannendste Schritt, den ich in meinem Leben gegangen bin. Ich bin überzeugt, er zahlt sich aus. Erfolg lässt sich zwar an vielen Parametern messen - frei und selbstbestimmt zu sein ist aber schon jetzt ein großer Gewinn für mich, den mir niemand mehr nehmen kann.
Noch nie zuvor sind in Österreich so viele Unternehmen neu gegründet worden wie vergangenes Jahr: 36.380! Knapp die Hälfte davon sind Einzelunternehmen und davon wiederum entfallen mehr als 80% auf Frauen als Gründer:innen. Das Gründen ist im Aufschwung und wir Frauen sind es auch.
Fast über Nacht habe ich beschlossen, mein (berufliches) Leben komplett auf den Kopf zu stellen. Ich habe meinen sicheren und gut bezahlten Arbeitsplatz aufgegeben, um einem Impuls zu folgen, der so stark war, dass ich ihn nicht hätte ignorieren können. Und das war gut so.
Frei und selbstbestimmt
Seit meiner Kündigung sind viele schlaflose Nächte mit wüsten Träumen vergangen: ich wache an einem Dienstag auf, es ist bereits 17.00 Uhr und ich habe einfach vergessen zu arbeiten. Oder das Finanzamt steht vor der Tür, trägt anschließend meinen Fernseher aus genau der Wohnung, für die ich schon seit Monaten keine Miete mehr bezahlen kann. Und mal ehrlich - wir haben doch alle eine gewisse Leidenschaft für ein Dach über dem Kopf.
Es gibt aber eine Kehrseite: mit meiner Entscheidung gegen Sicherheit, die so eine unbefristete Festanstellung nun mal mit sich bringt, habe ich mich für Freiheit und Selbstbestimmung entschieden. Und genau das ist - auch laut Umfrage der Wirtschaftskammer - das stärkste Motiv der Selbständigen: das Bedürfnis nach flexibler Zeit- und Lebensgestaltung sowie der Wunsch, der/die eigene:r Chef:in zu sein.
Ohne Geht's nicht
So verlockend es sich im ersten Moment auch anhört, nicht mehr von der Gunst anderer abhängig zu sein, ohne andere geht's trotzdem nicht. "Mein eigenes Ding" bedeutet nicht, allein zu sein - ich hoffe es zumindest nicht und empfehle es auch niemandem. Es tut gut, Role Models zu haben, Erfahrungen auszutauschen und von Fehlern und Boostern anderer zu lernen.
In den vergangenen Monaten habe ich meine Unternehmensgründung sorgfältig vorbereitet. Und trotzdem würde ich mich nicht ansatzweise so sicher fühlen, hätte es viele andere Menschen um mich herum nicht gegeben. *
3 Learnings zur Gründung
Als frischgebackene Unternehmerin kann ich noch nicht auf sonderlich viele Erfahrungswerte zurückgreifen. Die Zeit bisher hat aber schon gereicht, ein paar wichtige Erkenntnisse mitzunehmen und hier (für künftige Gründer:innen) zu teilen.
1. Hilfe ist da
Ich halte es mit dem Sprechenden Hut aus Harry Potter: wer nach Hilfe fragt, dem wird Hilfe zuteil. Der Staat leistet - egal, ob in Österreich oder Deutschland - Gründer:innen Starthilfe. Sei es ein kostenloser Tipp am Telefon, ein Beratungsgespräch vor Ort oder sogar finanzielle Unterstützung. Hilfe ist da, du musst es nur wissen und du kannst es nur wissen, wenn du danach fragst. Deshalb: keine falsche Scheu!
Bei meiner Gründung haben mich die Wirtschaftskammer und der Arbeitsmarktservice unterstützt. Über das Unternehmensgründungsprogramm UGP haben sie mir Berater:innen, Weiterbildungsmöglichkeiten und eine finanzielle Absicherung zur Verfügung gestellt.
2. Leitplanke Businessplan
Mehr als 30 Seiten Businessplan haben quälende Erinnerungen an meine Studienzeit, Seminararbeiten und Deadlines geweckt. Jetzt bin ich aber froh, dass ich mich durch meine "Bachelorarbeit 2.0" gekämpft habe. Mein Businessplan ist jetzt für mich eine Art Leitplanke.
Ich schlage immer wieder in meinem Businessplan nach, um mein Unternehmen klar zu sehen. Er hilft mir, Gedanken und Ideen zu sortieren, meine Ziele nicht aus den Augen zu verlieren und auch mein Geschäft weiterzuentwickeln. Wie so ein Businessplan strukturiert ist, findest du hier.
3. Netzwerke und Weiterbildungen sind Gold
Die vergangenen Monate habe ich intensiv fürs Netzwerken genutzt. Ich habe nicht nur alte Kontakte wieder aufgewärmt, sondern auch zahlreiche neue Kontakte geknüpft - überwiegend mit anderen Unternehmerinnen. Am leichtesten ist mir das in Seminaren und Workshops gefallen.
Es gibt zahlreiche (kostenlose) Weiterbildungsangebote, die ich für mich genutzt habe. Ich habe Buchhaltung gelernt (hoffentlich!), mein Marketing-Wissen vertieft, mein Zeitmanagement hinterfragt, mir Vorträge über Künstliche Intelligenz und Medientrends angehört und und und. Dabei habe ich viele Gleichgesinnte getroffen, mich vernetzt und auch viel über andere Branchen erfahren. Das hat nicht nur meinen persönlichen Horizont erweitert, sondern mich auch für neue Ideen sensibilisiert. Und wer weiß, vielleicht wird ein Geschäft draus?
Selbstständig zu werden und das eigene Unternehmen zu gründen ist eine großartige Erfahrung! Ich bin - und tue es immer noch - daran gewachsen. Ich bin besonders stolz darauf, wie viel ich gerade über mich selbst lerne, wie oft ich mich inzwischen traue, meine Komfortzone zu verlassen und wie toll es sich anfühlt, für meine Träume und Visionen einzustehen.
*Danke
Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um DANKE zu sagen:
DANKE an meine mutigen Freundinnen, die diesen Weg schon vor mir gegangen sind, mir ehrlich gesagt haben, was als selbstständige Frau auf mich zukommt und mich trotzdem bestärkt haben, diesen Schritt zu machen.
DANKE an meine Familie und meinen Partner, die zu 100% hinter mir und meiner Selbstständigkeit stehen und notfalls meine Miete bezahlen, sollte es doch mal eng werden.
DANKE an meine Freund:innen, die von Beginn an begeistert waren, uneingeschränkt an mich glauben und mich schon viel länger klar auf diesem Weg sehen als ich es selbst getan habe.
DANKE an meine ehemaligen Arbeitgeber:innen und Kolleg:innen, die mich unwissentlich auf diesen Schritt vorbereitet haben – sie haben mich ausgebildet, mir Projekte zugetraut oder ihr Wissen bereitwillig mit mir geteilt.
Und DANKE an meine Kund:innen, die von Anfang an mit mir in dieses Abenteuer gehen, weil sie mir, meinem Können und meinen Visionen vertrauen und mutig genug sind, einen alten Markt aufzubrechen und neu zu denken.
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